Die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung ist eine große Herausforderung. Stefan Stiel, Associate Partner bei der 7P Solutions & Consulting GmbH, spielt bei der Bewältigung dieser schwierigen Aufgabe eine zentrale Rolle. Mit seiner langjährigen Erfahrung im Bereich der Verwaltungsdigitalisierung und einem tiefen Verständnis für die technischen und organisatorischen Herausforderungen hat Stiel zahlreiche Projekte im Kontext des Onlinezugangsgesetzes (OZG) maßgeblich geprägt. Im Interview gibt er Einblicke in seine ersten Berührungspunkte mit dem OZG, schildert die komplexen Herausforderungen der heterogenen Systemlandschaft in Nordrhein-Westfalen und teilt seine Visionen für die Zukunft der Verwaltungsdigitalisierung in Deutschland.
Stiel verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung in der IT-Beratung und hat sich auf die Digitalisierung öffentlicher Verwaltungen spezialisiert. Bei der 7P Solutions & Consulting GmbH berät er Behörden bei der Umsetzung komplexer IT-Projekte und fördert dabei insbesondere den Einsatz moderner Technologien und Architekturen. Im Interview erläutert er, wie er die Digitalisierung von Verwaltungsprozessen in Deutschland vorantreibt, welche Hürden es zu überwinden gilt und welche innovativen Lösungen bereits im Einsatz sind.
Das Interview mit Stefan Stiel, geführt von Helgrid Jenne von der 7P Gruppe, gibt wertvolle Einblicke in die Praxis der Verwaltungsdigitalisierung und die spezifischen Herausforderungen, die auf diesem Weg zu bewältigen sind.
Stefan Stiel über die Herausforderungen und Chancen der Verwaltungsdigitalisierung
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Mehr InformationenHelgrid Jenne: In welchem Projekt bist du das erste Mal mit dem Onlinezugangsgesetz, abgekürzt OZG, in Berührung gekommen?
Stefan Stiel: Wir wurden 2018 vom Land Nordrhein-Westfalen beauftragt, eine dezentrale Datenaustauschinfrastruktur zu entwickeln, um den Datenaustausch zwischen unterschiedlichen Netzbereichen zu gewährleisten. Dort hatte ich die ersten Berührungspunkte mit dem OZG, als wir die ersten OZG-Verfahren angebunden haben.
Helgrid Jenne: Kannst du uns einen Überblick über deine bisherigen Erfahrungen in der Verwaltungsdigitalisierung und in der OZG-Umsetzung geben? Welche Projekte hast du bisher geleitet oder wo warst du maßgeblich beteiligt?
Stefan Stiel: Das erste OZG-Projekt war „Hilfe zum Lebensunterhalt“. Das ist ein Sozialhilfeantrag, der von einem Formularserver zu den entsprechenden Clearingstellen und Kommunen anderer Länder übertragen werden sollte. Wir haben die Anbindung mit dem OSCI-Standard und dem XTA 2-Standard entwickelt.
Helgrid Jenne: Welche spezifischen Herausforderungen hast du bei der Digitalisierung von Verwaltungsprozessen erlebt und wie bist du damit umgegangen?
Stefan Stiel: Die größte Herausforderung ist die heterogene Systemlandschaft. Allein in NRW gibt es mehr als ein Dutzend kommunale Rechenzentren und über 400 Kommunen. Dazu kommen viele Fachverfahrenshersteller. Wir versuchen, mit der zentralen Datenaustauschinfrastruktur diese Plattformen miteinander zu vereinen und zu homogenisieren.
Helgrid Jenne: Wie unterstützt du dabei, Systeme und Prozesse auf Skalierbarkeit und Flexibilität auszurichten?
Stefan Stiel: Insbesondere setzen wir auf moderne Technologien, wie eine Microservice-Architektur. Diese lässt sich einfach skalieren, über mehrere Server ausrollen und von mehreren Fachverfahren ansprechen.
Helgrid Jenne: Was sind wesentliche Herausforderungen an die Verwaltungsdigitalisierung in Deutschland?
Stefan Stiel: Es gibt sehr viele Ansprechpartner bei den Kommunen und Behörden, also viele Stakeholder mit unterschiedlichstem technischem Know-how. Es ist eine Herausforderung, alle abzuholen und eine einheitliche Sprache zu finden.
Helgrid Jenne: Wie können wir zum Beispiel verschiedene vorhandene Systeme und Softwarekomponenten oder auch Basisdienste und Plattformen in der Verwaltung miteinander verbinden, um einen reibungslosen Datenaustausch zu ermöglichen?
Stefan Stiel: Meiner Meinung nach braucht man eine Middleware, die viele Komponenten mit sich bringt, um individuell auf die verschiedenen Bedürfnisse der Kommunen, Länder und Behörden einzugehen. Diese Komponenten müssen skalierbar sein, da der Datenaustausch oft große Datenvolumen umfasst, die gerecht verteilt werden müssen.
Helgrid Jenne: Wie können wir kosteneffiziente Lösungen entwickeln und sicherstellen, dass die Implementierung und Wartung im Rahmen der Budgets der Verwaltungen bleiben?
Stefan Stiel: Man sollte zunächst analysieren, welche Lösungen bereits vorhanden sind, und vor allem auf Standards setzen. Es ist wichtig, Lösungen anzuwenden, die bereits in Produktion sind, sowie entwickelt und finanziert wurden, um den Datenaustausch möglichst bundesweit zu gewährleisten.
Helgrid Jenne: Das ist dann das EFA-Prinzip, wenn ich das richtig verstehe?
Stefan Stiel: Genau, EFA steht für „Einer für alle“. Es gibt mehrere Aspekte bei EFA. Beim Onlinezugangsgesetz geht es um den Zugang für den Bürger, der seine Antragsdaten in einem Portal pflegen kann. Dieses eine Portal soll für alle Bundesländer nutzbar sein. Genauso sehe ich das auch bei der Instanz dahinter, wenn es um den Datenaustausch geht. Man sollte Lösungen schaffen, die auch für andere Länder nutzbar sind.
Helgrid Jenne: Überall ist die Rede davon, dass die Verwaltungsdigitalisierung schneller vorangehen muss. Wo stehen wir denn da im Moment?
Stefan Stiel: Viele Verfahren sind in Deutschland bereits digitalisiert, jedoch oft mit alten Technologien. Es gibt viele unterschiedliche Fachverfahren und Fachverfahrenshersteller, die oft nicht miteinander kommunizieren können. Eine große Aufgabe ist es, den Datenaustausch zwischen den Kommunen zu gewährleisten. Aktuell haben wir vielleicht eine Digitalisierung von 20 % im Kontext des OZG.
Helgrid Jenne: Wo siehst du denn die großen Herausforderungen, gerade bei der Digitalisierung?
Stefan Stiel: Eine große Herausforderung sind die sogenannten Legacy-Systeme in der Verwaltungsdigitalisierung. Viele dieser Systeme sind veraltet und es gibt keine Unternehmen mehr, die sie weiterentwickeln oder warten können. Wenn alle Systeme miteinander kommunizieren sollen, müssen die neuen Standards in die alten Systeme implementiert werden, was eine große Herausforderung darstellt.
Helgrid Jenne: Du hast viel Erfahrung mit komplexen IT-Projekten in der öffentlichen Verwaltung. Was ist deiner Meinung nach ein Erfolgskriterium für solche Projekte?
Stefan Stiel: Ein Erfolgskriterium ist, die Stakeholder von Anfang an einzubinden. Das bedeutet, die Sachbearbeiter, die Auftraggeber in den Ministerien und die Fachverfahrensbetreiber müssen von Anfang an zusammenarbeiten und eine einheitliche Sprache finden.
Helgrid Jenne: Werden besondere Anforderungen an die Mitarbeitenden in Projekten in der Verwaltung gestellt?
Stefan Stiel: Ja, sie treffen oft auf veraltete Produkte und müssen deshalb in der Lage sein, sich in diese einzuarbeiten und sie zu modernisieren bzw. weiterzuentwickeln.
Helgrid Jenne: Was ist deiner Meinung nach der Reiz an Projekten in der öffentlichen Verwaltung?
Stefan Stiel: Es ist die Komplexität, die mich dazu anspornt, eine Lösung zu finden, damit alle miteinander kommunizieren können und der Datenaustausch zwischen den unterschiedlichen Verfahren funktioniert.
Helgrid Jenne: Welches für dich neue Thema würdest du gerne in der Verwaltungsdigitalisierung vorantreiben?
Stefan Stiel: Ein neues Thema wäre beispielsweise die künstliche Intelligenz. Weitere Themen sind, Datenaustauschplattformen in ein Open-Source-Modell zu heben und die Grundlagen dafür zu schaffen.
Helgrid Jenne: Und zum Abschluss: Welches ist dein Lieblingsbeispiel für eine gelungene Digitalisierung in der Verwaltung?
Stefan Stiel: Mein Lieblingsprojekt war die Sozialplattform „Hilfe zum Lebensunterhalt“, die an die Kommunen in Nordrhein-Westfalen zugestellt werden sollte. Es wurden Standards geschaffen, die es ermöglichen, die Kommunikation zwischen den Kommunen und anderen Ländern zu gewährleisten, wie etwa die neue Plattform „Fit-Connect“.
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Das Interview mit Stefan Stiel hat eindrucksvoll gezeigt, wie komplex und herausfordernd die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung in Deutschland ist. Sein fundiertes Wissen und seine Erfahrung zeigen, dass erfolgreiche Projekte nur durch enge Zusammenarbeit, innovative Technologien und ein tiefes Verständnis für die spezifischen Bedürfnisse der Verwaltungen gelingen können.
Die 7P Solutions & Consulting GmbH ist ein verlässlicher Partner bei der Bewältigung dieser Herausforderungen. Die 7P Gruppe verfügt über langjährige Expertise bei der Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes sowie der Digitalisierung von Verwaltungsprozessen. Wir unterstützen Behörden bei der Entwicklung zukunftsfähiger und skalierbarer Lösungen.
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