Die Einführung agiler Praktiken in einem Unternehmen ist zweifellos ein wichtiger Schritt in Richtung Flexibilität, Anpassungsfähigkeit und Effizienzsteigerung. Eine agile Transformation, die von unten nach oben erfolgt, bringt jedoch eine einzigartige Dynamik und Herausforderungen mit sich. Ein wesentliches Element, das den Erfolg dieser Transformation maßgeblich beeinflusst, ist das richtige Management von Leistung und Metriken.
Angesichts des ständigen Wandels und des Wettbewerbsdrucks in der heutigen Geschäftswelt wird die Leistung eines Unternehmens zunehmend von seiner Fähigkeit bestimmt, schnell auf Marktveränderungen zu reagieren. In diesem Zusammenhang gewinnen agile Praktiken, die eine kontinuierliche Verbesserung und Anpassung ermöglichen, zunehmend an Bedeutung. Um den Fortschritt und den Nutzen dieser agilen Transformation zu verstehen, müssen jedoch klare und aussagekräftige Metriken implementiert werden.
Die Leistungsmessung in einem agilen Umfeld erfordert einen ausgewogenen Ansatz, der sowohl die Prozesseffizienz als auch die Zufriedenheit der Stakeholder berücksichtigt. Welche relevanten Performance-Metriken gibt es, die nicht nur den Fortschritt der agilen Transformation widerspiegeln, sondern auch eine solide Basis für die kontinuierliche Optimierung bieten?
Metriken im Fokus: Wie sie die agile Transformation unterstützen
Es gibt eine Vielzahl von agilen KPIs und Messmethoden. Bevor jedoch unüberlegt mit der Einführung von Metriken begonnen wird, sollte die Sinnhaftigkeit von agilen Metriken gründlich überdacht werden.
„Sage mir, wie du mich misst, und ich sage dir, wie ich mich verhalten werde.“
Dr. Eli Goldratt
Daher muss die Frage gestellt werden: Sind all diese agilen KPIs relevant?
Und dann ist da noch das andere Zitat:
„Einfachheit ist die Seele der Effizienz.“
Austin Freeman
Daraus ergibt sich die nächste Frage: Wenn wir Agilität so einfach wie möglich messen wollen, wie messen wir sie dann? Was sind die wichtigsten agilen Metriken und Messungen? Oder wenn wir nur eine Sache messen würden, welche wäre das?
Agile Metriken und KPIs: Notwendigkeit oder Überfluss in der agilen Welt?
Um es mit einem weiteren Zitat auf den Punkt zu bringen:
„Es gibt Lügen, es gibt verdammte Lügen und dann gibt es noch Statistiken.“
Mark Twain
Mark Twain übertreibt ein wenig. Aber er hat einen Punkt. Einen Punkt, den Albert Einstein ebenfalls erkannt hat:
„Nicht alles, was gezählt werden kann, zählt.“
Albert Einstein
Was sind gute KPIs – Velocity, Burndown Charts, Anzahl der fehlgeschlagenen Deployments? Sind diese agilen Metriken entscheidend für den agilen Erfolg? Wahrscheinlich nicht. In der agilen Transformation geht es nicht nur um das Sammeln von Daten, sondern vielmehr darum, die richtigen Schlüsse aus diesen Daten zu ziehen. Es ist entscheidend, Metriken zu identifizieren, die tatsächlich die Effektivität und Effizienz der agilen Prozesse widerspiegeln und dabei helfen, kontinuierliche Verbesserungen zu fördern.
In diesem Kontext müssen wir uns fragen: Welche Metriken bieten echten Einblick in die Performance und den Fortschritt unserer agilen Transformation? Wie können wir sicherstellen, dass diese Metriken nicht nur Aktivitäten messen, sondern tatsächlich die Qualität und den Wert der Arbeit reflektieren? Es geht darum, ein Gleichgewicht zu finden zwischen quantitativen Daten, die leicht zu erfassen sind, und qualitativen Einsichten, die oft schwerer zu quantifizieren, aber entscheidend für den langfristigen Erfolg sind.
Kernmetriken für den Erfolg Ihrer agilen Transformation: Messen, was wirklich zählt
Um echten Einblick in die Performance und den Fortschritt einer agilen Transformation zu gewinnen, sind spezifische Metriken erforderlich, die über herkömmliche Leistungsindikatoren hinausgehen. Wichtige Metriken in diesem Kontext umfassen
- die Durchlaufzeit (Cycle Time), welche die Zeit von der Aufgabenannahme bis zur Fertigstellung misst, und
- die Lead Time, die den gesamten Zeitraum von der ersten Anfrage bis zur Lieferung erfasst.
Diese Metriken geben Aufschluss über die Effizienz und Reaktionsfähigkeit des Teams. Ein weiterer wichtiger Indikator ist
- die Teamgeschwindigkeit (Velocity), die aufzeigt, wie viel Arbeit ein Team in einem bestimmten Zeitraum bewältigen kann, und hilft, zukünftige Leistungen besser zu planen.
- Die Qualität der Arbeit lässt sich durch die Anzahl der Fehler oder Bugs nach der Veröffentlichung messen.
Zudem sind Metriken wie das Engagement und die Zufriedenheit des Teams entscheidend, da sie die Nachhaltigkeit und Effektivität der agilen Praktiken widerspiegeln.
Diese Metriken, kombiniert mit regelmäßigen Retrospektiven und Feedback-Schleifen, ermöglichen eine umfassende Bewertung des Fortschritts und der Effektivität der agilen Transformation.
Das richtige Maß finden: Warum das vollständige Aufgeben von Metriken kontraproduktiv ist.
In wirtschaftlich guten Zeiten denken Entscheidungsträger über eine agile Transformation nach, weil sie über die notwendigen Ressourcen und die Sicherheit verfügen. Und in schlechten Zeiten?
In wirtschaftlich schlechten Zeiten fallen Manager in traditionelles Denken und alte Verhaltensmuster zurück, z. B. Top-Down-Entscheidungen, die mit dem modernen agilen Denken nicht wirklich vereinbar sind. Wenn Führungskräfte keine klaren KPIs haben, nach denen sie in schlechten Zeiten das Schiff steuern können, sollten sie eine agile Transformation gar nicht erst beginnen. Denn dann würde die Wirtschaftskrise alle Fortschritte dieser Transformation zunichtemachen. Die wahrscheinlich einzige Chance, dass agile Methoden im skalierten Umfeld schwierige Zeiten überstehen, besteht also darin, das System mit seinen eigenen Waffen zu schlagen: durch die Bereitstellung von Metriken. Und zwar solche die helfen, in unsicheren Zeiten zu managen.
„Im Nachhinein halte ich es für einen meiner größten Fehler, Metriken für die agile Transformation immer kategorisch abgelehnt zu haben.“
Marcus Raitner
Wie agil sind Sie?
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Agilität messen – Was macht eine gute agile Metrik aus?
Angenommen, die Frage, die du in deinem Daily Stand-up stellst, lautet typischerweise: Was habt ihr heute erreicht? So „misst“ du also den Fortschritt deines Teams.
Gute Frage, oder? Nein, nicht wirklich. Diese Frage drängt das Team, zu zeigen, dass es fleißig ist. Die Frage setzt das Team unter Druck, die „To-Do-Liste“ abzuarbeiten, um stolz auf die Metrik verweisen zu können: Ja, ich war in den letzten 24 Stunden sehr beschäftigt!
Aber die To-do-Liste abzuarbeiten ist doch gut, oder? Nun, das kommt darauf an. Viel wichtiger ist etwas anderes: Nämlich das Ziel des Teams zu erreichen. Und das ist bei agilen Teams typischerweise der Kundennutzen.
Agile KPIs – wie man Agilität misst
Eine bessere Frage (oder Metrik) in deinem Daily Stand-up wäre also: „Wie hast du deinem Team oder deiner Organisation in den letzten 24 Stunden geholfen, unser (Sprint-)Ziel zu erreichen?“
Ändere deine Frage (oder Metrik), ändere die Art und Weise, wie Menschen denken und handeln: erst effektiv, dann effizient – um es mit den Worten von Peter Drucker zu sagen.
Die Auswahl der richtigen Metriken in einer agilen Transformation ist entscheidend, da sie das Denken und Handeln der beteiligten Personen maßgeblich beeinflusst. Es geht darum, Metriken zu identifizieren, die nicht nur oberflächliche Aspekte wie die Anzahl abgeschlossener Aufgaben messen, sondern die tiefere Einblicke in die Qualität, Effizienz und Nachhaltigkeit der agilen Prozesse bieten. Wichtige Metriken in diesem Zusammenhang sind beispielsweise die Kundenzufriedenheit, die misst, inwieweit die Ergebnisse den Kundenanforderungen entsprechen, und die Teamzufriedenheit, die Aufschluss über das Engagement und die Motivation des Teams gibt. Ein weiterer wesentlicher Faktor ist die Time-to-Market, die zeigt, wie schnell ein Produkt vom Konzept bis zur Markteinführung gelangt. Ebenso wichtig ist die Messung der Prozesseffizienz, die Aufschluss darüber gibt, wie effektiv die agilen Methoden umgesetzt werden.
Diese Metriken helfen dabei, den Fokus auf das Wesentliche zu legen: die kontinuierliche Verbesserung der Prozesse, Produkte und des Teams. Indem man sich auf Metriken konzentriert, die wirklich zählen, kann eine agile Transformation effektiv gesteuert und ihr Erfolg langfristig gesichert werden.
Agile KPIs & Agilität messen – eine wichtige Erkenntnis
Nachdem wir all dies festgestellt haben, müssen wir die Gültigkeit unserer “einen Metrik” an etwas messen oder ein Korrelat finden.
Wir müssen Outcomes messen, nicht Outputs. Wir müssen unsere agile Transformation daran messen, wie sie uns hilft, unser Ziel zu erreichen. Wir müssen Menschen daran messen, welchen Beitrag sie zu einer gemeinsamen Vision oder einem gemeinsamen Ziel leisten, nicht daran, wie viel Zeit sie dafür aufwenden – wir müssen am Kundennutzen messen!
Wenn wir uns am Kundennutzen messen wollen, müssen wir die Bedürfnisse des Kunden sehr gut verstehen. Zum Beispiel muss ein Eisenbahnunternehmen verstehen, dass es nicht im Eisenbahngeschäft tätig ist. Es muss verstehen, dass es im Transportgeschäft tätig ist. Denn den Kunden ist es egal, ob sie bzw. ihre Güter mit der Bahn oder mit dem Flugzeug transportiert werden.
Eine weitere Erkenntnis zu agilen Metriken: Timing
Ein weiterer Gedanke ist hier wichtig. Im besten Fall hängen die Metriken vom Timing und/oder der Phase der agilen Transformation ab.
Angenommen, du weißt bereits, dass eine agile Transformation mit dem Scaled Agile Framework (SAFe®) oder anderen agilen Frameworks der richtige Schritt für euch ist. In diesem Fall sollte dein Fokus zu Beginn der agilen Transformation auf einer Sache liegen: Das agile Mindset des Führungsteams.
Ist das Führungsteam wirklich bereit, sich zu verändern? Versteht es die Implikationen der Transformation? Ist es bereit, als erstes Team im Unternehmen ernsthaft agile Methoden einzuführen – inklusive Kanban, agilen Retrospektiven & kontinuierlicher Selbstreflexion?
Um eine agile Transformation effektiv umzusetzen, bedarf es mehr als nur der Einführung neuer Prozesse und Arbeitsmethoden – es bedarf einer kontinuierlichen Überwachung und Bewertung durch aussagekräftige Performance-Metriken. Angesichts der Herausforderungen, die mit einer Bottom-up-Transformation einhergehen, gewinnt die richtige Auswahl und Interpretation von Metriken zunehmend an Bedeutung.
Meistern Sie die Balance: Optimieren Sie Performance und Engagement für nachhaltigen Erfolg in der agilen Transformation
Die Diskussion hat gezeigt, dass die Leistungsmessung in einem agilen Umfeld mehrere Dimensionen umfassen muss. Die Prozesseffizienz ist zweifellos wichtig, aber die Zufriedenheit und das Engagement der Stakeholder sind ebenso entscheidend. Die richtige Balance zu finden, ermöglicht nicht nur eine genaue Bewertung des Fortschritts, sondern schafft auch die Grundlage für eine kontinuierliche Optimierung.
Die Identifizierung und Implementierung geeigneter Metriken ist kein einmaliger Prozess, sondern ein kontinuierlicher Zyklus, der sich an die sich ändernden Anforderungen und Ziele anpasst. Der Einsatz von Feedbackschleifen und die regelmäßige Überprüfung der Performance-Metriken ermöglichen eine dynamische Anpassung der Strategie und sichern so den langfristigen Erfolg der agilen Transformation.
Die zentrale Herausforderung besteht darin, die Balance zwischen Flexibilität und Struktur zu halten – eine Balance, die durch datengetriebene Insights und klare Metriken erreicht wird. Unser Beratungsteam steht Ihnen weiterhin zur Seite, um gemeinsam sicherzustellen, dass Ihre agile Transformation nicht nur erfolgreich startet, sondern auch nachhaltig und effektiv in Ihrer Organisation verankert wird.
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